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Vorbereitungen: Traffic Separation Scheme

  • Hägar
  • 22. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 23. Juli

Solch eine Überfahrt, über eine der am meisten befahrenen Seefahrtsstraßen der Welt, muss gut vorbereitet sein. Ich habe dazu verschiedene Unterlagen besorgt. Als erstes den North Sea Passage Pilot von Imray (ich bin ein großer Fan der Britischen Nautik).

Ein sehr hilfreiches Buch
Ein sehr hilfreiches Buch

Da steht ziemlich viel Wissenswertes drin und ich werde den einen oder anderen Aspekt in dem Blog beleuchten. Heute geht's mal um die Traffic Separation Schemes (TSS oder auf Deutsch Verkehrstrennungsgebiete). Haben wir alle schon mal von gehört bei unserer Ausbildung, aber was genau war das nochmal, und welche Regeln herrschen da? Darf man da als Segler überhaupt durch?

Auf der Nordsee herrscht ziemlich viel Berufsschiffsverkehr mit den ganz großen Pötten. Damit es da nicht zu Unfällen kommt mit den tausenden Schiffsbewegungen jedes Jahr, muss der Verkehr geregelt werden

Die TSS können sehr kompliziert sein:

Die Seeverkehrsstrassen vor der Westerschelde
Die Seeverkehrsstrassen vor der Westerschelde

Hier mal ein Beispiel, bei der die North Hinder Junction (oben in der Mitte) sogar eine Art Kreisverkehr auf dem Wasser darstellt. Verrückt, mitten in der Nordsee! Aber dröseln wir das mal der Reihe nach auf:

  1. Links unten seht ihr die North Hinder South TSS. Das ist eine klassische TSS mit einem ca. 5 sm breiten Fahrwasser nach NE und einem nach SW. Dazwischen eine pinke Separation Zone. Die durchgezogenen Pfeile zeigen an, dass die Berufsschifffahrt diese Fahrrinne benutzen muss, wenn sie in diese Richtung unterwegs ist.

    Die Freizeitschifffahrt und die Fischer dürfen diese TSS nicht befahren, und sollen sie nach Möglichkeit auch nicht queren. Falls dies nötig sein sollte (wenn man nach England will ist es halt nötig), muss man das im rechten Winkel und zwar recht voraus. Nicht durchs Wasser, die Strömung versetzt einen etwas. Man darf prinzipiell segeln, der Motor muss aber stand-by sein und man sollte auch versuchen so schnell wie möglich durchzukommen.

    Die Schiffe kommen dann nur von einer Seite. Aber in der Stunde, in der man das eine Fahrwasser quert, können das bis zu 10 Schiffe sein. Also alle 6 Minuten eines, und die sind schnell bis zu 22 kn! Und dazu noch riesig. Ist in etwa so, wie wenn man zwischen Meersburg und Konstanz zur Hauptverkehrszeit direkt in der Fährlinie in einem Einer-Kajak sitzt und das Paddel verloren hat.

    Die ColRegs bestimmen, dass man als segelnder Querer die sichere Fahrt der Großschiffe nicht "impede" (behindern) soll. Was immer das genau heißt! Ich glaube man tut sicher gut daran, zu versuchen rechtzeitig auszuweichen. Aber bei alle 6 Minuten ein Schiff, wird das ein wahrer Hindernislauf (gab es eigentlich in den 90ern nicht mal ein Videospiel bei dem man einen Frosch über eine Autobahn lotsen musste ohne überfahren zu werden? Kennt jemand noch den Namen dieses Spiels :-) )

    In der Mitte in dem pinken "Grünstreifen" kann man sich dann etwas ausruhen, sofern hier keine Fischer ihre Zick-Zack-Kurse drehen. Und dann geht wieder los von der anderen Seite.........


  2. Dann sieht man noch gestrichelte Pfeile. Diese Gebiete sind m.E. noch bedrohlicher. Gestrichelt bedeutet für die Großschifffahrt eine Empfehlung, an die sie sich nicht halten müssen. Also können sie auch kreuz und quer fahren und es herrschen dann die normalen ColRegs (Collision avoidence Regeln). Das Motorschiff wäre dann zwar ausweichpflichtig und der Segler kurshaltepflichtig, aber ganz ehrlich, da verlasse ich mich definitiv nicht darauf. Wie dem auch sei, der Imray Pilot empfiehlt auf jeden Fall mit den Schiffen Funkkontakt aufzunehmen und die Passierroute abzustimmen. Ist glaube ich ein sehr guter Ratschlag!


  3. Außerdem ist die Nordsee, was die Wassertiefe angeht, verglichen mit dem Bodensee doch eher ein Ententeich. Oft nur zwischen 10 und 20 Meter tief. Da die großen Pötte aber teilweise einen Tiefgang von bis zu 24 m haben, braucht es ausgewiesene Fahrwasser. Das sind dann die DW (Deep water Route, oben links im Bild). Ist auch nur eine Empfehlung für die normalen Schiffe, aber die ganz tiefgehenden sind gezwungen, diese Route zu nehmen. Diesen müsste man dann als Segler ausweichen, weil sie ein "Tiefgangbehindertes Fahrzeug" sind, falls sie das entsprechende Tagzeichen, bzw die entsprechend Lichterführung zeigen.

    Damit wir die Aufgaben etwas verteilen und nicht nur ich schreiben muss, eine Frage an das verehrte fachkundige Publikum dieses Blogs: Welches Tagzeichen und welche Lichterführung muss ein Tiefgangbehindertes Schiff zeigen?

    Der/Die Erste die das in den Kommentar schreibt bekommt natürlich wie immer die virtuelle Hochsseanstecknadel


  4. Obendrauf seht Ihr noch Windfarmen, Sandbänke mit 3m Wassertiefe, an denen sich die Wellen brechen können, Ankerplätze für die Großschifffahrt (Spezialgruß an Flo: genauso romantisch wie der Ankerplatz in der Bretagne vor der Ile D'Oléron) und Fährlinien.


Also, Alles in Allem tut man wohl ganz gut daran soviel Ausguck wie möglich zu gehen, das AIS und das Radar genau zu beobachten und auch einen guten Radarreflektor zu haben.


Bleibt uns gewogen und wir freuen uns über alle Kommentare, auch wenn vlcht etwas nicht präzise genug erläutert wurde.

Euer Hägar

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2 Kommentare


Wolfgang Neff
Wolfgang Neff
25. Juli

Ein tiefgangbehindertes Schiff führt als Tagzeichen einen schwarzen Zylinder und als Nachtzeichen drei rote Rundumlichter übereinander 😉

Gruß Wolle


Habt einen tollen Törn

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Hägar
25. Juli
Antwort an

Sehr gut lieber Wolfgang. Das haben wir alle mal gelernt, aber wissen tun das nicht mehr viele. Mal schauen ob wir so ein Schiff sehen, dann senden wir dir zu Ehren ein Bild davon ;-)

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